Rund um das Thema DCC stößt man häufig auf ihn, und auch ich habe ihn im letzten Posting bereits erwähnt: den Appendix N.
“… [der] Anhang der ersten Ausgabe des AD&D Spielleiterhandbuchs, im Original APPENDIX N: INSPIRATIONAL AND EDUCATIONAL READING, in dem Leseempfehlungen aus den Bereichen Sword & Sorcery und Fantastik der vorangegangenen Jahrzehnten aufgeführt sind.”
Mit diesen Worten habe ich ihn letzte Woche kurz umrissen und dabei könnte man es schon fast belassen. Aber eben nur fast. An dieser Stelle möchte ich zumindest ein wenig mehr ins Detail gehen und kurz darstellen, was da überhaupt drin steht.
Der ursprünglich Appendix N entstammt, wie schon gesagt, der ersten Ausgabe des AD&D Spielleiterhandbuchs aus dem Jahr 1979. Er ist eine kurze Auflistung der Einflüsse, die Gary Gygax zum Schreiben der (A)D&D-Bücher inspiriert haben.
D&D als solches hatte damals immerhin schon 5 Jahre auf dem Buckel. Das Hobby als solches stand aber immer noch am Anfang, und beim Schreiben von Rollenspielprodukten konnte man nicht wie heutzutage auf eine über 40-jährige Tradition zurückblicken.
Woher kamen also die Ideen?
Namentlich erwähnt sind im Appendix N die folgenden Autoren:
- Anderson, Poul
- Bellairs, John
- Brackett, Leigh
- Brown, Frederic
- Burroughs, Edgar Rice
- Carter, Lin
- de Camp, L. Sprague
- Derleth, August
- Dunsany, Lord
- Farmer, P. J.
- Fox, Gardner
- Howard, R. E.
- Lanier, Sterling
- Leiber, Fritz
- Lovecraft, H. P.
- Merritt, A.
- Moorcock, Michael
- Norton, Andre
- Offutt, Andrew J.
- Pratt, Fletcher
- Saberhagen, Fred
- St. Clair, Margaret
- Tolkien, J. R. R.
- Vance, Jack
- Weinbaum, Stanley
- Wellman, Manley Wade
- Williamson, Jack
- Zelazny, Roger
Quelle: http://www.digital-eel.com/blog/ADnD_reading_list.htm (Appendix N)
28 Autoren die also das literarische Fundament für das Hobby Rollenspiel darstellen.
Um dem Titel des Posts (“ein Anriss”) gerecht zu werden kann ich hier unmöglich im Detail auf jeden Autor eingehen (nicht, dass ich überhaupt dazu qualifiziert wäre) und werde deshalb nur ein paar Gedanken aufschreiben.
Als mir die Liste vor ein paar Monaten zum ersten Mal in die Hände fiel kannte ich von der ganzen Liste lediglich R. E. Howard, H. P. Lovecraft, M. Moorcock und J. R. R. Tolkien . Nicht gerade viel, und dabei lese ich seit 15 Jahren Fantasy und spiele seit 10 Jahren Rollenspiele und davon überwiegend D&D (Jungspund, ich weiß…).
Warum das so ist wurde mir relativ schnell klar, nachdem ich mir die einzelnen Autoren genauer angeschaut hatte.
Die meisten Werke waren schon 1979 nicht mehr wirklich aktuell, und Kassenschlager hatten die wenigsten Autoren geschrieben. Außerdem war das Genre “Fantasy”, wie man es heute beim Buchhändler seines Vertrauens über den Regalen stehen sieht, erst noch in der Entstehung. Es gab zwar schon namhafte Zugpferde, die meisten der genannten Autoren bewegten sich allerdings eher in den Bereichen Science Fiction oder Pulp, zwei Genres, die schon auf eine wesentlich längere und ausgeprägtere Geschichte zurückblicken konnten. Elfen, Zwerge und Orks sucht man weitestgehend vergeblich. Also nicht unbedingt die Art von Inspirationen, die ich erwartet hätte bevor ich mich mit dem Ursprung des Genres befasst hatte. Direkt spüren kann man diese Einflüsse beim Spielen von D&D auch nicht wirklich.
D&D hat sich also besonders in den letzten Editionen deutlich von diesen Wurzeln weg entwickelt.
An diesem Punkt hat Goodman Games bei der Entwicklung des DCC RPG angesetzt. Der Gedanke war, dass man sich nicht von D&D in seinen verschiedenen Editionen und Abwandlungen inspirieren lässt, sondern den Schritt zurück macht und schaut was davor lag und Gygax und Arneson damals den Anstoß gab. Joseph Goodman formuliert dies im Appendix O des DCC RPG wie folgt: “I believe the time has come to break the chains of D&D convention and step back one era further, to the original inspiration of Appendix N”.
Das merkt man dem Regelwerk und auch den Modulen an. Es gibt nicht einfach nur Fantasy, sondern Anleihen von Science Fiction, Pulp und so ziemlich allem was den Autoren in den Sinn kommt. Insgesamt passt der Begriff weird recht gut.
Um die Bezüge in die Vergangenheit zu verstehen, und um sich auf das DCC RPG einzustimmen, lohnt sich ein Blick auf die Liste allemal. Einige der Bücher wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt und sind im regulären Buchhandel zu bekommen, ansonsten lohnt sich ein Blick zu gebrauchten Büchern wo man für wenig Geld einiges an Lesestoff bekommen kann.
Zum Schluss sei noch angemerkt, dass ich mich nur auf die Liste der Autoren im Appendix N beschränkt habe. Gygax erwähnt zusätzlich noch weitere Einflüsse die sein Interesse an der Fantastik geweckt haben und so den Weg für D&D bereitet haben: die Erzählungen seines Vaters, eine Vielzahl an Filmen, Comics und Märchen, sowie die Werke vieler weiterer Autoren (in seinem Rollenspiel Mythus sieht der Appenidx N nämlich schon wieder anders aus).
Und das ist natürlich kein Rezept: “Lies diese Bücher und du schreibst tolle Rollenspiele / Abenteuer / …”. Das passiert immer noch im Kopf des Autors, ohne den geht es nicht.
Am Ende noch der Hinweis auf das laufende Kickstarter-Projekt für die vierte Auflage des DCC RPG: Das Projekt läuft noch 8 Tage. Für $25 bekommt man das Grundregelwerk und 6 Abenteuermodule als PDF, für $70 inkl. Porto das gleiche Paket als gedruckte Fassung (als Neuling bekommt man noch ein zusätzliches Abenteuer und einige Beigaben gratis dazu, zurzeit sind noch gut 100 Plätze frei für diese Belohnung). |
Diese Woche sind folgende Links neu dazu gekommen: Continue reading Appendix N – ein Anriss