Mastodon Appendix N – ein Anriss – Rumgecrawle

Appendix N – ein Anriss

Rund um das Thema DCC stößt man häufig auf ihn, und auch ich habe ihn im letzten Posting bereits erwähnt: den Appendix N.

“… [der] Anhang der ersten Ausgabe des AD&D Spielleiterhandbuchs, im Original APPENDIX N: INSPIRATIONAL AND EDUCATIONAL READING, in dem Leseempfehlungen aus den Bereichen Sword & Sorcery und Fantastik der vorangegangenen Jahrzehnten aufgeführt sind.”
Mit diesen Worten habe ich ihn letzte Woche kurz umrissen und dabei könnte man es schon fast belassen. Aber eben nur fast. An dieser Stelle möchte ich zumindest ein wenig mehr ins Detail gehen und kurz darstellen, was da überhaupt drin steht.

Der ursprünglich Appendix N entstammt, wie schon gesagt, der ersten Ausgabe des AD&D Spielleiterhandbuchs aus dem Jahr 1979. Er ist eine kurze Auflistung der Einflüsse, die Gary Gygax zum Schreiben der (A)D&D-Bücher inspiriert haben.
D&D als solches hatte damals immerhin schon 5 Jahre auf dem Buckel. Das Hobby als solches stand aber immer noch am Anfang, und beim Schreiben von Rollenspielprodukten konnte man nicht wie heutzutage auf eine über 40-jährige Tradition zurückblicken.

Woher kamen also die Ideen?

Namentlich erwähnt sind im Appendix N die folgenden Autoren:

Quelle: http://www.digital-eel.com/blog/ADnD_reading_list.htm (Appendix N)

28 Autoren die also das literarische Fundament für das Hobby Rollenspiel darstellen.
Um dem Titel des Posts (“ein Anriss”) gerecht zu werden kann ich hier unmöglich im Detail auf jeden Autor eingehen (nicht, dass ich überhaupt dazu qualifiziert wäre) und werde deshalb nur ein paar Gedanken aufschreiben.

Als mir die Liste vor ein paar Monaten zum ersten Mal in die Hände fiel kannte ich von der ganzen Liste lediglich R. E. Howard, H. P. Lovecraft, M. Moorcock und J. R. R. Tolkien . Nicht gerade viel, und dabei lese ich seit 15 Jahren Fantasy und spiele seit 10 Jahren Rollenspiele und davon überwiegend D&D (Jungspund, ich weiß…).
Warum das so ist wurde mir relativ schnell klar, nachdem ich mir die einzelnen Autoren genauer angeschaut hatte.
Die meisten Werke waren schon 1979 nicht mehr wirklich aktuell, und Kassenschlager hatten die wenigsten Autoren geschrieben. Außerdem war das Genre “Fantasy”, wie man es heute beim Buchhändler seines Vertrauens über den Regalen stehen sieht, erst noch in der Entstehung. Es gab zwar schon namhafte Zugpferde, die meisten der genannten Autoren bewegten sich allerdings eher in den Bereichen Science Fiction oder Pulp, zwei Genres, die schon auf eine wesentlich längere und ausgeprägtere Geschichte zurückblicken konnten. Elfen, Zwerge und Orks sucht man weitestgehend vergeblich. Also nicht unbedingt die Art von Inspirationen, die ich erwartet hätte bevor ich mich mit dem Ursprung des Genres befasst hatte. Direkt spüren kann man diese Einflüsse beim Spielen von D&D auch nicht wirklich.

D&D hat sich also besonders in den letzten Editionen deutlich von diesen Wurzeln weg entwickelt.
An diesem Punkt hat Goodman Games bei der Entwicklung des DCC RPG angesetzt. Der Gedanke war, dass man sich nicht von D&D in seinen verschiedenen Editionen und Abwandlungen inspirieren lässt, sondern den Schritt zurück macht und schaut was davor lag und Gygax und Arneson damals den Anstoß gab. Joseph Goodman formuliert dies im Appendix O des DCC RPG wie folgt: “I believe the time has come to break the chains of D&D convention and step back one era further, to the original inspiration of Appendix N”.
Das merkt man dem Regelwerk und auch den Modulen an. Es gibt nicht einfach nur Fantasy, sondern Anleihen von Science Fiction, Pulp und so ziemlich allem was den Autoren in den Sinn kommt. Insgesamt passt der Begriff weird recht gut.
Um die Bezüge in die Vergangenheit zu verstehen, und um sich auf das DCC RPG einzustimmen, lohnt sich ein Blick auf die Liste allemal. Einige der Bücher wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt und sind im regulären Buchhandel zu bekommen, ansonsten lohnt sich ein Blick zu gebrauchten Büchern wo man für wenig Geld einiges an Lesestoff bekommen kann.

Zum Schluss sei noch angemerkt, dass ich mich nur auf die Liste der Autoren im Appendix N beschränkt habe. Gygax erwähnt zusätzlich noch weitere Einflüsse die sein Interesse an der Fantastik geweckt haben und so den Weg für D&D bereitet haben: die Erzählungen seines Vaters, eine Vielzahl an Filmen, Comics und Märchen, sowie die Werke vieler weiterer Autoren (in seinem Rollenspiel Mythus sieht der Appenidx N nämlich schon wieder anders aus).
Und das ist natürlich kein Rezept: “Lies diese Bücher und du schreibst tolle Rollenspiele / Abenteuer / …”. Das passiert immer noch im Kopf des Autors, ohne den geht es nicht.


Am Ende noch der Hinweis auf das laufende Kickstarter-Projekt für die vierte Auflage des DCC RPG:
Das Projekt läuft noch 8 Tage. Für $25 bekommt man das Grundregelwerk und 6 Abenteuermodule als PDF, für $70 inkl. Porto das gleiche Paket als gedruckte Fassung (als Neuling bekommt man noch ein zusätzliches Abenteuer und einige Beigaben gratis dazu, zurzeit sind noch gut 100 Plätze frei für diese Belohnung).

Diese Woche sind folgende Links neu dazu gekommen:

Abenteuer (als neue Rubrik)

  • eine Übersicht über alle offiziellen Abenteuer von Goodman Games für das DCC RPG, der sogenannte “Adventure Finder”: http://www.goodman-games.com/adventurefinder-dccrpg.html

Magazine

  • CRAWL! Fanzine: http://crawlfanzine.blogspot.de/
    Das wohl aktivste Fanzine mit bisher 11 Ausgaben und reichlich Inhalten
  • Crawljammer: http://crawlfanzine.blogspot.de/
    Ein Fanzine mit zurzeit 6 Ausgaben rund um Abenteuer im Weltall
  • Crawling Under a Broken Moon: http://crawlingunderabrokenmoon.blogspot.de/
    Bringt es auch auf beachtliche 10 Ausgaben und liefert “gonzo post apocalyptic content”.
  • Black Powder, Black Magic: http://stormlordpublishing.com/?s=black+powder+black+magic&post_type=product
    2 Ausgaben, aber keine schöne Homepage, deshalb der Link zum Shop. Wie der Titel schon ahnen lässt wird das DCC RPG hier in den Wilden West verfrachtet.
  • D.A.M.N. (Dungeon Crawl Classics RPG Magazine and News): http://www.rpgnow.com/product/124225/
    Bisher nur 1 Ausgabe aus 2013, ich habe es trotzdem aufgenommen, da sich wohl eine zweite Ausgabe andeutet. Klassisches Fanzine mit News, Artikeln und Abenteuern.

5 thoughts on “Appendix N – ein Anriss”

  1. Von den Zinen wusste ich ja noch gar nichts. Crawling Under a Broken Moon sieht ja genial aus. Den Appendix N zu lesen wäre wirklich eine gute Idee, leider so wenig Zeit. Vielleicht auf Social Media so eine Art Appendix N Bookclub ins leben rufen oder sowas? Gemeinsam Lesen und diskutieren wäre bestimmt interessant. Könnte man evtl. ja International machen über G+ oder so?

    1. Vor allem ist die Qualität auch echt gut, wirklich beachtlich, was da als Fanprodukt abgeliefert wird finde ich.

      Ich habe wäre bei so einem “Lesezirkel” dabei. Ich habe mir kürzlich für schmales Geld bei rebuy.de einen ganzen Schwung Bücher besorgt, als erstes wollte ich jetzt mit “Der unheilige Gral” von Fritz Leiber in der Ausgabe von Edition Phantasia anfangen.
      Auf englisch gibt es bei Google+ genau die Community, den “Appendix N Book Club”, aber eben auf englisch.

    1. Davon hab ich den ersten Band auch hier stehen, habe letztens zugeschlagen und 14 gebrauchte Appendix N Bücher gekauft, schlappe 7000 Seiten für ~30€, muss ich mir nur noch die Zeit nehmen die alle zu lesen…

  2. Ich schließe mich Greifenklaue an: Das einflussreichste Buch im Appendix N ist, neben Tolkien, Dying Earth von Jack Vance. Hier wird man diverse Ideen finden, die direkt in D&D eingegangen sind. Am schönsten ist die Beschreibung des Magiesystems, dass die Vorlage zum D&D Zauberer lieferte. Aber auch Ionensteine und Parallel-Ebenen sind vorhanden. Zudem ist das Buch einfach wirklich unterhaltsam.

    Ansonsten würde ich empfehlen
    – Fritz Leiber (Fafhard & Grauer Mausling!) -> Großer Einfluss auf die Klassen Barde, Barbar & Dieb.
    – Michael Moorcock (Ewiger Held) -> Vorlage zum Multiversum und zu intelligenten Schwertern.
    – Roger Zelaznys (Amber Zyklus) -> Wirklich unterhaltsam.

    Viele der Bücher habe ich irgendwann in den 80ern gelesen, ohne dass ich vom Appendix N wusste. Vor einiger Zeit habe ich dann versucht, einfach nochmal alles vom Appendix N durchzuarbeiten, bin aber leider bereits an den gesammelten Conan-Werken gescheitert. Tja, man ist nicht mehr der selber wie vor 35 Jahren. Und verflucht seien Videospiele und Streaming-Serien…

    Wünsche hier allen ein hohes literarisches Durchhaltevermögen.
    Und schön, dass der Appendix auch in der Deutschen Bloggosphäre ein Thema ist :-)

Leave a Reply to Mofte Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.